Die Idee des rhythmischen Zusammenwirkens

 

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Der Vortrag von Heinz Grill beschäftigt sich mit der Frage, wie Elemente aus der Empfindungsseelenkultur des alten Ägypten mit ihren großartigen künstlerischen Leistungen in unserer heutigen Zeit in veränderter Form wieder auferstehen möchten. Er gibt einen tiefen Einblick in die Licht- und Wärmequalitäten der alten ägyptische Kultur, die im hohen Maße von kosmischen Prinzipien durchdrungen war und beispielsweise in den Wandmalereien ihren Ausdruck fanden. Die Idee des rhythmischen Abgestimmtseins im Zusammenwirken von Menschen erfordert aber heute nicht mehr die Hierarchieform eines Pharao, der die kosmischen Prinzipien repräsentiert, sondern freie Individuen die sich inhaltsreich einem gemeinsamen Ziel hinwenden.

Die Idee des rhythmischen Zusammenwirknes
Die Empfindungsseelenkultur im alten Ägypten und ihre Impulse für die Gegenwart

Vortrag von Heinz Grill vom 9. Dezember 2014 in Luxor, Ägypten

34 Seiten, 9 Fotos und 3 Zeichnungen
Softcover, Format 148 x 210


ISBN: 978-3-9815855-8-2

„So hochstehend die Kultur damals war, sie kann sich in diesem gleichen Sinne nicht mehr wiederholen. Es gibt deshalb im Sinne des geistigen Strebens keine Wiederholung, sondern es gibt etwas anderes, es gibt ein Element, das man als Auferstehung bezeichnen kann. Eine Kultur steht in partiellen Teilen oder mit bestimmten Inhalten wieder auf und sie wird eine neue Form repräsentieren. Die ägyptische Kultur, die eine tragende Säule in der gesamten Weltentwicklung darstellt, will immer wieder in metamorphosierter Form auferstehen. Sie will einmal im Menschen auferstehen und sie will in bestimmten Zonen oder in bestimmten
Ländern der Erde im besonderen Maße ein Teil der Gesellschaft werden.“

„Studiert jemand diese Malereien, dann sieht er beispielsweise niemals eine Menschenansammlung, sondern er sieht Personen, die immer rhythmisch aufeinander abgestimmt sind. Die Gottheit, der Mensch, der Sklave, jeder sitzt oder steht, beispielsweise in einer Barke, es ist nicht ein Getümmel, nicht eine Masse, nicht jene moderne Erscheinung, die man vielleicht in einer Fußgängerzone mit Menschenansammlungen trifft. Das rhythmische Prinzip kennzeichnet sich aber gerade durch ein besonderes Phänomen : In dem Buch „Die Synthese von Spiritualität und Baukunst“ wurde der Begriff „Rhythmus“ bereits näher beschrieben und er wird natürlich heute von mir nicht grundlegend anders dargestellt. Der Rhythmus ist das Ergebnis kosmischer Einflüsse im Zusammentreffen
mit dem Irdischen und im Wirkungsfeld der Erde. Der Kosmos wirkt auf das Irdische. Je besser, je harmonischer dieses Zusammentreffen von außen, von einem Größeren, von einem Sternenmeer oder von einer Sonne zu der irdischen Welt stattfindet, desto mehr entsteht ganz natürlich das rhythmische Element. Dieses rhythmische Element erscheint wieder in der Bildersprache der Wandmalereien und Hieroglyphen.“

„In der ägyptischen Kultur kam die sogenannte Empfindungsseele im höchsten Maße zu einer Ausprägung, sie wurde zu einem Sonnenzeichen des ganzen Landes. Die Empfindungsseele beschreibt eine reale Krafteinheit oder einen Teil des Bewusstseins, der sich meist mit vielen unbewussten Anteilen tief in der Mitte des Menschen gründet. Diese tief gegründete Mitte will nun in einer Art neuen Bewusstheit in größtmöglicher Form auferstehen. Sie will in vorzüglicher Weise in Italien auferstehen, in anderen Ländern ebenfalls, aber vor allem in Italien, und deshalb liebt der Italiener nichts mehr, als wenn eine wirkliche Empfindung und eine Beziehung unter Menschen gefördert werden. Eine naturgegebene Beziehungsfähigkeit hat der Italiener tatsächlich bereits angelegt, denn wenn man das Wort Sinnlichkeit mit Sinnesfreude vergleicht, wird man feststellen, dass der Italiener auf natürliche Weise diese Sinnesfreude bevorzugt. Sinnesfreude bewegt sich vor allem in den empfindenden Anteilen der unteren Mitte des Menschen.“

„Für das persönliche Studium ist es etwas sehr Schönes, wenn man nur einmal das physische Bild und die Gestikulationen des Menschen in den Wandmalereien betrachtet : Der Mensch ist aufgerichtet, das Haupt erhoben. Man kann nur sagen, er ist schön. Und das Abgestimmtsein in den räumlichen Verhältnissen ist immer ideal dargestellt, es ist erstrebenswert. Man möchte nicht in diese alte Zeit zurückkehren, das möchte man nicht, aber wenn man diese Bilder betrachtet, wie der Mensch in Beziehung tritt, so will man die wertvollsten Elemente wiederentdecken und will sie zum Auferstehen bringen. Der Mensch war damals freier als heute, weniger im Irdischen verhaftet, weniger in das Körperliche abgeglitten. Er war freier und er bewegte sich leichter. Das ästhetische Element des grazilen Bewegtseins, das sich vor allem durch den Lichtäther motiviert, kann zu einer Zukunftsvision beitragen.“