Wie entsteht Interesse?


nierenzeichnung grill wesensgeheimnis seeleDas Interesse ist etwas sehr geheimnisvolles. Wie sehr erfreut uns das Interesse eines anderen, wie sehr kann es uns erheben und beleben. Und ist nicht auch das Verliebtsein vor allem durch das Interesse am anderen gekennzeichnet? Der Blick eines interessierten Menschen besitzt einen Zauber, der nicht nur den Interessierten sondern sogar auch das „Objekt“ des Interesses verschönert. So schreibt der französische Philosoph Claude-Adrien Helvetius, ein Zeitgenosse Voltaires, zutreffend:

„Das Interesse ist auf dieser Erde jener mächtige Zauber, der in den Augen aller Geschöpfe die Gestalt aller Gegenstände verwandelt.“

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Pascimottanasana – Die Kopf-Knie-Stellung ist eines der schönsten Bilder für das lebendige In-Beziehungs-Treten nach außen und das daraus entstehende Interesse. Licht und dynamisch wirkt die Nierenregion, die bei dieser Übung im Zentrum der Bewegung steht.

Das natürliche Interesse nimmt mit zunehmenden Alter häufig ab. Für Kinder und Jugendliche ist es aber geradezu charakteristisch. Ein Kind interessiert sich für den Stein, für die Blumen und die Bienen auf der Wiese, für die Wolken am Himmel, und es interessiert sich für den Gast, der zu Besuch kommt. Es interessiert sich nahezu für alles, was ihm begegnet, wenn es nicht zu sehr damit bedrängt wird. Auch dem Jugendlichen interessiert nichts mehr, als die Welt zu entdecken. Wie sehr sperrt sich aber der Mensch, der Jugendliche wie auch der Erwachsene, wenn er zu einem Interessiertsein aufgefordert oder gezwungen wird. Interesse lässt sich weder dem Kind noch dem Erwachsenen auferlegen. Interesse entsteht, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind.

Wohl jeder Lehrer sehnt sich danach, das Interesse seiner Schüler zu gewinnen, sie zu begeistern und zu motivieren. Wie schwer wird aber der Kopf des Schülers, wenn er mit Informationen überladen wird und wie leicht richtet sich der Rücken auf, wenn das Interesse seine Aufmerksamkeit fesseln kann.

Goethe schreibt, dass „alles, was den einen Menschen interessiert, auch in dem andern einen Anklang finden wird.“ Interesse ist demnach wie ein geheminisvolles Band, das die Menschen verbindet. Das große Rätsel, wie man sich für etwas zu interessieren beginnt, steht deshalb am Anfang aller Pädagogik. Es steht auch zentral in einem Schulungsweg, der sich um Entwicklung von Seele und Geist bemüht.

heinz grill wesensgeheimnis der seeleDas Interesse und der Lichtseelenprozess lautet deshalb ein zentrales Kapitel aus dem Buch „Das Wesensgeheminis der Seele“ von Heinz Grill. Der Autor beschreibt darin das Interesse als ein kosmisches Phänomen, das an den Menschen herantritt, wenn er auf geeignete Weise mit der Welt in Beziehung tritt. Dieses In-Beziehung-Treten lässt sich erlernen und mit geeigneten Übungen entwickeln.

„Je länger die Aufmerksamkeit an einem Objekt, das außerhalb des eigenen Problemkreises liegt, geübt wird, die Sinne wie des Weiteren die Gedankenbildung zu dem Objekt geschult werden, desto mehr durchbricht der Einzelne die subjektive astrale Hülle und führt eine neue Erlebens- und Wirklichkeitsform an sich heran. Die Folge ist das sich öffnende Interesse. Der Weltenkosmos mit seinen lichteren und bewegten Kräften tritt an den Menschen heran. Aus dem Kosmos entsteht das Interesse.“

Dieses Buch wurde verfasst aus der Einsicht, dass der Mensch heute geeignete Übungs- und Bewusstseinsansätze benötigt, wie er sich den Objekt zuwenden, sie betrachten und an ihnen Empfindungen entwickeln kann. Eine geordnete Beziehungsaufnahme muss in der Regel erst erlernt werden.

nieren bluete grillUnd der Autor beschreibt die Nieren als diejenigen blütenhaften Organe, die die eine lichte, freudige und von Empfindung getragene Beziehung zu einem Objekt oder zu einem anderen Menschen ermöglichen.

„Objektiv und konzentriert, mit einer etwas länger anhaltenden und sorgfältig erwogenen Außenwahrnehmung sollten die Übungen gestaltet werden. Indem mit Sinnen und Gedanken der Einzelne im Außen verweilt, fließt ihm bald der Äther, der das Interesse in der Seele zum Erleuchten bringt, entgegen. Je nachdem, wie jemand Empfindungen, Gedanken und Vorstellungen entwickelt, entsteht die ätherisch freie, kosmische Kraft, die das Interesse an den Menschen heranbringt.“
(SW)