Rückblick zur Tagung mit Ulrike Guérot, Michael Hüter und Claudia Jaworski


Vortrag Michael Hüter

Die Tagung in der Stadthalle des niederbayrischen Ergolding begann mit einem Vortrag des Historikers und Kindheitsforschers, Michael Hüter, der ein überaus besorgniserregendes Bild der gegenwärtigen Zeit zeichnete. Die Zunahme an psychischen Problemen, Depressionen wie auch die Suizidrate sei derart drastisch, dass sie nicht mehr einfach ignoriert werden könnte. Der Menschheit scheint der gesunde Menschenverstand abhandengekommen zu sein. Die Grundlagen eines gesunden, harmonischen und vernünftigen Zusammenlebens haben viele Menschen vollständig verlernt. Sie zerstören ihre eigene Zukunft wie auch die ihrer Kinder, indem sie alles tun, um den Kindern ihre Lebensgrundlagen zu berauben. Die Kinder brauchen vor allen Dingen einen geschützten Familienrahmen mit natürlicher Nähe, sowie freie Entfaltungsmöglichkeiten, frei von schulischen und erzieherischen Einflussnahmen. Historisch lässt sich ein Zusammenhang feststellen, zwischen der Einführung eines Schulsystems heutiger Prägung und dem Aufkommen totalitärer Staatssysteme. Nahezu alle totalitäre Staatslenker das 20. und 21. Jahrhunderts hätten ein Erziehungs- und Schulsystem westlicher Prägung durchlaufen, während ausgesprochen schöpferische Menschen, wie Goethe, Edison, Stevenson etc. keine oder kaum eine Schule besucht hätten.

Vortrag Ulrike Guérot

Ulrike Guérot knüpfte in ihrem Vortrag an der Analyse von Michael Hüter an, sah aber die Ursache der gesellschaftlichen Probleme weniger im Vorhandensein eines Schulsystems, sondern darin, dass dieses Schulsystem zu wenig schöpferische Elemente integriert hat. Das Thema ihres Vortrags war dann die Zukunft Europas. Dies sei für viele Menschen ein unliebsames Thema. Dennoch existiere eine europäische Währung, ein gemeinsamer europäischer Wirtschaftsraum und ein politisches europäisches Konstrukt, das wir EU nennen, und da es existiert, müsse man sich damit auseinandersetzen. Wenn man selbst keine Zukunftsvision entwirft, müsse man damit rechnen, dass andere dies tun und zunehmend Strukturen entstehen, die der Großteil der Bevölkerung nicht wünscht. Besser sei es, die Dinge selbst zu gestalten, als sie von anderen Kräften bestimmen zu lassen.

Der Staat habe nach Guérots Vorstellung primär die Aufgabe, der persönlichen Entfaltung der Menschen einen größtmöglichen geschützten Rahmen zu bieten. Ihre Vision von Europa ist eine europäische, föderal organisierte Republik. Die Nationalstaaten sollten sich auflösen, statt dessen sollte ein geeintes Europa entstehen, dessen Souverän der einzelne Bürger sei. Jede Region, wie Bayern, Tirol, Umbrien, Katalonien etc. sollte ihre eigene sprachliche und kulturelle Identität bewahren, dennoch sollten die Menschen in einem gemeinsamen politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen System verbunden sein. Ähnlich föderal organisiert, wie Deutschland in Bund und Länder. Regiert sollte dieses Europa nicht mehr vom Europarat, sondern von einem Europäischen Parlament werden. Frau Guérot erhoffte sich aus dieser Idee einen besseren Schutz des Bürgers und vor allem eine größere Souveränität in wirtschaftlicher, politischer und evtl. auch in militärischer Hinsicht gegenüber den Großmächten dieser Erde. Man hätte mit der Einführung des gemeinsamen Marktes und der gemeinsamen Währung einen ersten Schritt getan, sei dann aber falsch abgebogen und hätte die weiteren Schritte nicht mehr getan und diese stattdessen den „Globalisten“ überlassen.

Moderation zur Diskussion

Bei der daran anschließenden Diskussion zeigte sich, dass die Teilnehmer sich noch nicht für diese Vision begeistern konnten. Es lag ihnen die Betonung noch zu sehr auf dem äußeren politischen System und zu wenig auf der Bedeutung des einzelnen Menschen. Dieser einzelne Mensch müsse ebenfalls eine Vision haben, die er in seinem Leben verwirklichen möchte. Gestalterisch werde der Mensch erst dann, wenn er selbst erstrebenswerte Ziele und ein tragfähiges Ideal entwickelt. Erst dann könne er ein gewisses Maß an Souveränität erringen. Es wurde deutlich, dass die großen gesellschaftlichen Veränderungen immer auch den Blick auf den einzelnen Menschen bedürfen. Jedes Staatssystem ist vom Individuum getragen und kann auch nur so frei und souverän sein, wie es die Individuen sind. Kein Staatssystem kann befriedigend funktionieren, wenn nicht auch der einzelne Mensch ausreichend Entwicklungsperspektiven entwickelt hat. Es wurde deutlich, dass die Entwicklung eines funktionsfähigen politischen Systems mit der Entwicklung des Individuums verknüpft ist. Beides schließt sich nicht aus, sondern bedingt einander.

Vortrag Claudia Jaworski

Claudia Jaworski ging in ihrem Vortrag vor allem auf die Situation der jungen Menschen ein, die sich beispielsweise in der Antifa, in Fridays for Future oder in der Letzten Generation zusammenschließen. Sie wies darauf hin, dass das Maß der Digitalisierung und Technisierung bereits derart fortgeschritten sei, dass eine Entfremdung unübersehbar sei. Sie plädierte für das direkte Gespräch, für die Wahrnehmung des anderen und damit für elementare Formen der Empathie, die es in der Zukunft zu erringen gelte.

Beiträge der Teilnehmer bereicherten das Gespräch

Nach der Pause ging das Gespräch vor allem um die Frage, welche Entwicklungsschritte der Einzelne erringen kann, um den angesprochenen Problemen, wie z.B. den Ängsten der Zeit zu begegnen und wie er auch eine ausreichend große Zahl von Menschen mit den nötigen Erkenntnissen erreichen kann, damit diese nicht von den Ängsten und anderen destruktiven Kräften mitgerissen werden.

Als wesentlicher Schritt wurde der Gebrauch der eigenen Sinne genannt. Solange Menschen nur mit Informationen überflutet werden, ohne auch ihre eigenen Sinne zu gebrauchen, würden sie immer mehr von Manipulationen aufgeladen, die das Angstpotenzial nur steigern. Die gezielte und direkte Wahrnehmung der Natur, der Mitmenschen oder ausgewählter Phänomene schafft eine tiefere Beziehung dazu und lässt die Angst zurückweichen. Wahrnehmungsprozesse müssen heute selbst entschieden entwickelt werden, da die Zeit zum Verlust der direkten Wahrnehmung neigt.

Da die elementaren Grundlagen unseres Zusammenlebens vielfach verloren gegangen sind, müssten sie heute wieder neu, dieses Mal aber durch bewusste Schritte neu errungen werden. Durch diese bewussten Schritte könnten sie sogar ein höheres Niveau erreichen.

Ein weiterer Punkt war die inhaltliche Gestaltung des Lebens. Der heutige, zersplitterte, von Ängsten getriebene Mensch benötigt einen Inhalt, den er sich selbst geben und den er in seinem Leben ausdrücken kann. Wir haben am Beispiel von Mahatma Gandhi besprochen, dass dieser den Begriff der Gewaltlosigkeit so tief durchdacht und durchdrungen hatte, dass er die Gewaltlosigkeit selbst flexibel in den verschiedensten Lebensbereichen durch seine Person unmittelbar zum Ausdruck bringen konnte. Er wurde selbst zu einem Ausdruck der Gewaltlosigkeit. Ein weiteres Beispiel war Erich Fromm, der die beiden Hilfsverben haben und sein so tief erforscht und in ihrer tieferen Bedeutung erfasst hat, dass er einen Inhalt kreieren konnte, den er in allen Lebensbereichen anwenden konnte. Diese Art inhaltliche Lebensgestaltung ist aber etwas, das nicht nur für große Persönlichkeiten bestimmt ist, sondern das eigentlich jeder Mensch zu einem gewissen Grad benötigt, um seine verloren gegangene seelische Integrität wieder aufzurichten.

Wir haben in diesem Zusammenhang besprochen, dass es vor allem die Authentizität des einzelnen Menschen ist, die andere Menschen ermutigt und inspiriert, und nicht die missionarische Überredungskunst oder die politische Agitation.

Auf die Situation der Kinder bezogen haben wir besprochen, dass es in der Regel schon genügen kann, wenn sie nur eine Person in ihrem Bekanntenkreis finden, bei der sie eine gewisse Kohärenz und Integrität in der Person vorfinden, die ihnen Halt und Anregung gibt. Diese eine oder diese wenigen Personen müssen dabei nicht unbedingt die Eltern sein. Michael Hüter konnte dies aus seiner wissenschaftlichen Forschung bestätigen.

Ein Anwalt berichtete, dass es bisher in ganz Deutschland kein einziges Gerichtsverfahren gab, bei dem die Sinnhaftigkeit der Masken für Kinder überprüft wurde. Ihm selbst seien zahlreiche Beweisanträge abgeschmettert worden, in denen er diese Maskenpflicht infrage gestellt habe. Daraufhin habe er seine bis dahin aussichtslosen juristischen Bemühungen dahin geändert, dass er beim nächsten Mal den Richter unter vier Augen bei seiner Berufsehre angesprochen habe: „Herr Richter, wir brauchen ein unabhängiges Gericht, das den Menschen vor staatlichen Übergriffen schützt“. Daraufhin hat der Richter – zum ersten Mal in Deutschland – einem Beweisantrag zur Sinnhaftigkeit von Masken für Kinder zugestimmt und ein Gutachten in Auftrag gegeben. (Dieses Gutachten hat aber das Problem der Masken für Kinder dann doch noch als ein zu akzeptierendes reaktiviert.)

Michaela Friedl eröffnet die Tagung

Die Gesprächskultur bei dieser Tagung war gut. Die Teilnehmer ergingen sich nicht in auszehrenden Diskussionen, sondern gaben mit zunehmendem Interesse selbst Beiträge, um die gestellten Fragen und Themen im Miteinander aufzubauen. Das Ergebnis war eine verbundene, menschlich warmherzige Atmosphäre, die zum Weiterdenken anregte.

Ein besonderer Dank gilt der Organisatorin, Michael Friedl, die diese Tagung mit großem Einsatz ermöglichte.

 

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